Wanderungen innerhalb Sachsens
Letzte Aktualisierung: 28.11.2024
Volumen der Wanderungen innerhalb Sachsens
Als Binnenwanderung werden alle Umzüge über die Gemeindegrenzen innerhalb Sachsens bezeichnet. Da der Fortzug aus einer Gemeinde gleichzeitig ein Zuzug in eine andere Gemeinde ist, wird bei der Binnenwanderung für Sachsen nur eine Richtung betrachtet. Binnenwanderungen können persönliche Gründe wie die Familiengründung oder Veränderung der Wohnungsverhältnisse haben, aber auch bildungs- und arbeitsmarktbedingte Umzüge spielen eine große Rolle. Nicht zu unterschätzen sind Wanderungsfälle, die durch Verwaltungshandeln entstehen, wie z.B. die Verteilung von Schutzsuchenden.
Die Binnenwanderung gewann Mitte der 90er Jahre mit der beginnenden Neubautätigkeit an Relevanz für die regionale Bevölkerungsentwicklung. Sie erreichte mit 132.200 innersächsischen Wanderungen 1997 einen der drei Höchstwerte im gesamten Betrachtungszeitraum. Auch in den darauffolgenden Jahren blieb die Binnenwanderung auf einem Niveau von über 100.000 Wanderungsfällen pro Jahr. In den Jahren 2015, 2016 sowie 2022 und 2023 stieg die Binnenwanderung deutlich über die durchschnittlich 100.000 Wanderungsfälle an. Diese hohen Zahlen haben ihre Ursache in der innersächsischen Verteilung der Schutzsuchenden.
Die Entwicklung der Binnenwanderungen nach Landkreisen und Kreisfreien Städten veranschaulicht die verschiedenen Phasen der Sub- und Reurbanisierung. Im Zuge der Neubautätigkeit Mitte der 1990er Jahre verloren die Kreisfreien Städte Bevölkerung an die umliegenden Landkreise. Die 2000er Jahre waren wiederum durch Reurbanisierungsprozesse geprägt, die sich in Wanderungsgewinnen der Kreisfreien Städte widerspiegelten. Seit Ende der 2010er Jahre läuft ein erneuter Suburbanisierungsprozess, der durch verwaltungsbedingte Zuweisungen von Schutzsuchenden verstärkt wird. So verloren seit 2018 die Kreisfreien Städte durch Wanderungen rund 46.700 Einwohnerinnen und Einwohner. Davon waren 21.300 Wanderungsfälle mit deutscher und 25.400 mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit.
Strukturmerkmale der Binnenwanderung
Die Wanderungen zwischen den Gemeinden des Freistaates Sachsen sind von der deutschen Bevölkerung bestimmt. Mit dem Zuwachs der nichtdeutschen Bevölkerung stieg auch deren Einfluss auf die Wanderungen.
Die Wanderungen der deutschen Bevölkerung erreichten in der ersten Suburbanisierungsphase mit 125.800 Wanderungsfällen 1997 ihren Höhepunkt. Danach nahm die Wanderungsaktivität ab und lag von 2003 bis 2016 relativ stabil bei durchschnittlich 99.000 Wanderungsfällen. Anschließend setzte erneut ein leichter Rückgang bis auf 85.600 Wanderungsfälle im Jahr 2023 ein.
Die innersächsischen Wanderungsfälle der nichtdeutschen Bevölkerung nahmen überdurchschnittlich zu, wenn externe Ereignisse den Wanderungsaustausch mit dem Ausland stark veränderten. So wurden 2015, 2016, 2022 und 2023 pro Jahr deutlich mehr als 34.000 innersächsische Wanderungsfälle Nichtdeutscher erfasst.
Die geschlechtsspezifischen Wanderungsbewegungen spiegeln sowohl bei der deutschen als auch bei der nichtdeutschen Bevölkerung die Geschlechtsstruktur der Bevölkerung wider. Während bei der deutschen Bevölkerung die Wanderungsfälle nach Geschlecht eher ausgeglichen sind, überwiegen bei den Nichtdeutschen die männlichen Wandernden.
Aus der Differenzierung der Binnenwanderung nach Altersgruppen können Ableitungen zu möglichen Wanderungsmotiven getroffen werden. Die Altersstruktur der innerhalb Sachsens wandernden Deutschen zeigt in den Altersgruppen über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg keine wesentlichen Änderungen. Die hauptmobilen Altersgruppen der 18- bis unter 25- sowie der 25- bis unter 45- Jährigen verzeichneten insgesamt einen Anteil zwischen 53 und 66 Prozent und sind damit die am stärksten vertretenen Gruppen. Bei den Wandernden innerhalb Sachsens, die keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten, lag der Anteil der 18- bis unter 45- Jährigen in den Jahren 1989 bis 1991 bei über 90 Prozent. Seit 1998 liegt er bei durchschnittlich 70 Prozent.
Bezieht man die Wanderungsfälle auf die jeweilige Bevölkerung, so lässt sich feststellen, dass die nichtdeutsche Bevölkerung eine deutlich höhere Mobilität aufweist als die deutsche. So lag die Binnenwanderungsrate der deutschen Bevölkerung im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 2022 bei 23 Wanderungen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Bei der nichtdeutschen Bevölkerung betrug die Binnenwanderungsrate im Betrachtungszeitraum durchschnittlich knapp 75 Wanderungen je 1.000 Nichtdeutscher. In den Jahren 2015 wurden mit 278 Wanderungen je 1.000 Personen sowie 2016 mit 210 Wanderungen je 1.000 Personen die bisher höchste Mobilität dieser Bevölkerungsgruppe registriert.
Mittels des Heatmaps lassen sich die beschriebenen Prozesse und Strukturen zusammenfassend darstellen. Neben der deutlichen Visualisierung der hochmobilen Altersgruppen zeigen sich auch die veränderten Wanderungsmuster aufgrund von Suburbanisierung oder der Verteilung der Schutzsuchenden.