Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet
Letzte Aktualisierung: 27.11.2024
Volumen des Wanderungsaustausches mit dem Bundesgebiet
Das Wanderungsgeschehen Sachsens mit dem übrigen Bundesgebiet war über einen langen Zeitraum durch die Abwanderung in die westdeutschen Bundesländer und Berlin bestimmt.
Im Zeitraum 1989 bis 2023 kamen rund 1,59 Millionen Menschen aus dem Bundesgebiet nach Sachsen. Gleichzeitig zogen in diesem Zeitraum 2,05 Millionen Menschen fort. Daraus resultierte ein Wanderungsverlust von 457.000 Menschen. Das Wanderungsgeschehen der Jahre 1989 und 1990 überlagerte alle anderen Wanderungen und wirkte nachhaltig auf die Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen. Der Verlust von 206.500 Personen in diesen beiden Jahren machte rund 45 Prozent der Wanderungsverluste des gesamten Betrachtungszeitraumes aus.
Danach veränderte sich nicht nur das Volumen, sondern auch das Wanderungsverhalten in Bezug auf die regionale Verteilung. Zwischen 1991 und 2023 verlor der Freistaat durch Wanderungen 330.500 Personen an das Bundesgebiet West und Berlin, wobei die Wanderungsverluste bis 2013 durchgängig bestanden. Demgegenüber steht eine fast gegenläufige Entwicklung des Wanderungsaustausches mit den ostdeutschen Flächenländern. Sachsen konnte bis auf wenige Jahre durchgängig Wanderungsgewinne verzeichnen, die ein Gesamtvolumen von 79.900 Personen erreichten.
Im dargestellten Betrachtungszeitraum ab 1991 bestanden neben dem differierenden Wanderungsgeschehen nach ost- und westdeutschen Bundesländern auch unterschiedliche Entwicklungen hinsichtlich der einzelnen Bundesländer. Gegenüber Bayern und Baden-Württemberg weist Sachsen trotz der Wanderungsgewinne ab 2014 im Gesamtzeitraum mit 205.000 Personen die höchsten Wanderungsverluste auf. Die Wanderungsverluste gegenüber Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Berlin waren mit rund 128.200 Personen nur halb so hoch. Nennenswerte Wanderungsgewinne, jedoch mit abnehmender Tendenz, erzielte Sachsen vorrangig gegenüber Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Wanderungsgewinne gegenüber Niedersachsen in den Jahren 1996 bis 2003 beschreiben die Verteilung der Spätaussiedler aus dem Erstaufnahmelager in Friedland.
Die Entwicklung am aktuellen Rand zeigt, dass sich der Wanderungsaustausch mit den übrigen Bundesländern durchschnittlich auf 48.000 (2019 bis 2023) Zuzüge bzw. 45.000 Fortzüge jährlich eingepegelt hat und einem fast ausgeglichenen Wanderungssaldo entspricht. Unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung in den anderen Bundesländern, mit dem Hineinwachsen gering besetzter Geburtsjahrgänge in das hochmobile Alter, kann auch künftig nicht mit Entwicklungsänderungen gerechnet werden.
Strukturmerkmale des Wanderungsaustausches mit dem Bundesgebiet
Die negative Wanderungsbilanz mit dem Bundesgebiet wurde sowohl von den Deutschen als auch von den Nichtdeutschen getragen. Im Betrachtungszeitraum war der Wanderungsaustausch der nichtdeutschen Bevölkerung durchgängig negativ und ergab einen Verlust von 61.300 Personen. Gleiches galt für die Wanderungen der deutschen Bevölkerung bis 2010. Seitdem verzeichnete Sachsen Wanderungsgewinne von 71.100 deutschen Personen. Diese konnten die vorherigen Wanderungsverluste absenken. Dennoch verlor der Freistaat zwischen 1989 und 2023 rund 395.700 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit durch den Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet.
Bedingt durch den Anstieg der Wanderungsfälle der nichtdeutschen Bevölkerung in den letzten Jahren gewinnt der Anteil der Nichtdeutschen am Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet immer mehr an Bedeutung.
Sachsen verlor im gesamten Betrachtungszeitraum 202.300 männliche und 254.800 weibliche Personen durch den Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet. Die Wanderungsgewinne seit 2012, die ebenfalls leicht von den weiblichen Personen dominiert wurden, konnten diese Verluste nur geringfügig abschwächen.
Bei den Wanderungsgewinnen der deutschen Wandernden seit 2012 bestand ein etwa ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Dagegen waren die seit 2012 durchgängig bestehenden Wanderungsverluste bei den Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit durch die männlichen Personen bestimmt. So verlor Sachsen im Zeitraum 2012 bis 2023 rund 16.200 männliche Nichtdeutsche, aber nur 7.900 weibliche Nichtdeutsche.
Neben den Unterschieden bei den Wandernden nach Staatsangehörigkeit oder Geschlecht weist der Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet auch Differenzen in der Altersstruktur der Wandernden auf. Anfang der 1990er Jahre wanderten Personen fast aller Altersgruppen im größeren Umfang ins Bundesgebiet ab. Danach gingen bis Mitte der 1990er Jahre die Wanderungsverluste zurück, ohne dass sich die Altersstruktur der Abwandernden wesentlich veränderte. Die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage ab Ende der 1990er Jahre führte zu verstärkten Familienwanderungen, erkennbar durch eine zunehmende negative Wanderungsbilanz bei Kindern. Der Anstieg der Wanderungsverluste bei Jugendlichen sowie den Altersgruppen der erwerbsfähigen Bevölkerung verwies auf berufliche Motivationen.
Die Unterschiede in der Altersstruktur der deutschen und nichtdeutschen Bevölkerung zeigen sich auch beim Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet. Während bei der deutschen Bevölkerung die über 64-Jährigen rund 7 Prozent der Wanderungsgewinne 2012 bis 2023 ausmachten, waren die Wanderungsfälle bei der nichtdeutschen Bevölkerung in dieser Altersgruppe nicht relevant. Bei der deutschen Bevölkerung wurden die Wanderungsgewinne durch die 18- bis unter 25-Jährigen mit rund 51 Prozent bestimmt. Bei der nichtdeutschen Bevölkerung dominierten die 25- bis unter 45-Jährigen mit 64 Prozent die Wanderungsverluste.
Zusammenfassend lassen sich die unterschiedlichen Entwicklungen mittels des Heatmaps veranschaulichen. Mit der Abbildungsform des Typs Heatmap werden Wanderungsgewinne (grün) und Wanderungsverluste (rot) in einem Zeitraum von 1991 bis 2023 kategorisiert nach Altersgruppen dargestellt. Das Heatmap ist eine Methode der farbcodierten Datenvisualisierung. Die Farbintensität beschreibt das Ausmaß des dargestellten Merkmals.