Wanderungsaustausch mit dem Ausland
Letzte Aktualisierung: 28.11.2024
Volumen des Wanderungsaustausches mit dem Ausland
Im Gegensatz zum Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet weist das Wanderungsgeschehen mit dem Ausland ein geringeres Volumen und mehrheitlich Wanderungsgewinne auf. Im Betrachtungszeitraum 1989 bis 2023 konnte Sachsen gegenüber dem Ausland Wanderungsgewinne von insgesamt 370.600 Personen erzielen. Diese positive Wanderungsbilanz resultierte aus 1,13 Millionen Zuzügen und 763.900 Fortzügen.
Der Wanderungsaustausch mit dem Ausland ist stark von externen Einflüssen abhängig. Die hohen Zuzüge der Jahre 1994 bis 1996 mit durchschnittlich jährlich 36.500 Personen hatten ihre Ursache im Bürgerkrieg des ehemaligen Jugoslawiens, aber auch im beginnenden Zuzug der Spätaussiedler.
Seit 2012 stiegen die Zuzüge aus dem Ausland deutlich an und erreichten 2015 mit 64.600 Zuzügen aufgrund des Zustroms der Schutzsuchenden des Syrien- und Afghanistankrieges ihren bisherigen Höhepunkt. Der Beginn des Ukrainekrieges sowie die bestehenden politischen Verhältnisse z.B. in Syrien oder Afghanistan führten zum bisher höchsten Zustrom an Schutzsuchenden im Jahr 2022. Als Folge nahm die Bevölkerung des Freistaates Sachsen durch Wanderungsgewinne aus dem Ausland um 73.600 Personen zu. Im Jahr 2023 sanken die Wanderungsgewinne gegenüber dem Vorjahr um ca. die Hälfte, lagen aber mit 34.800 weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Strukturmerkmale des Wanderungsaustausches mit dem Ausland
Der Wanderungsaustausch mit dem Ausland wurde durch die Wanderungen von Nichtdeutschen mit einem Anteil von 87 Prozent an den Zuzügen sowie von 80 Prozent an den Fortzügen dominiert. Sachsen erzielte im Zeitraum 1989 bis 2023 einen Wanderungsgewinn von 369.000 Personen mit nichtdeutscher und 1.700 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit aus dem Ausland.
Im Gegensatz zum Wanderungsaustausch mit dem Bundesgebiet entfielen von den insgesamt fast 370.600 Wanderungsgewinnen gegenüber dem Ausland 54 Prozent auf Personen männlichen Geschlechts. Nach Sachsen kamen im gesamten Betrachtungszeitraum 200.500 männliche und 170.100 weibliche Personen mehr als Personen Sachsen verließen.
Neben der Intensität des Wanderungsaustausches verdeutlichen Veränderungen in der Altersstruktur der Wandernden aus dem und in das Ausland unterschiedliche Wanderungsmotive. Die Wanderungsverluste im Jahr 1990 von 21.600 Personen basierten weitgehend auf der Rückkehr der Vertragsarbeiter der DDR. Ab 1992 bis 1996 prägten Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie Spätaussiedler die positive Wanderungsbilanz von insgesamt 88.700 Personen. Dabei kann auch auf stärkere familiäre Strukturen der Zuwanderung geschlossen werden, da im Durchschnitt der Jahre 1992 bis 1996 rund 23 Prozent der Wanderungsgewinne auf Kinder und Jugendliche im Alter bis unter 18 Jahre sowie 43 Prozent auf deren mögliche Elterngeneration im Alter von 25 bis unter 45 Jahre entfielen. Seit 2011 konnte Sachsen jährlich bei allen Altersgruppen bis unter 65 Jahre eine positive Wanderungsbilanz erreichen. Mindestens 9 von 10 Wanderungsgewinnen entfielen im Betrachtungszeitraum 1989 bis 2023 auf die Altersgruppen bis unter 45 Jahre.
Zusammenfassend lassen sich die unterschiedlichen Entwicklungen mittels des Heatmaps veranschaulichen. Mit der Abbildungsform des Typs Heatmap werden Wanderungsgewinne (grün) und Wanderungsverluste (rot) in einem Zeitraum von 1990 bis 2023 kategorisiert nach Altersgruppen dargestellt. Das Heatmap ist eine Methode der farbcodierten Datenvisualisierung. Die Farbintensität beschreibt das Ausmaß des dargestellten Merkmals.
Neben der Altersstruktur als möglicher Indikator für Wanderungsmotive können auch Veränderungen der Hauptherkunftsländer Schlussfolgerungen zu Motiven zulassen. In den letzten 20 Jahren (2004 bis 2023) wies Sachsen die höchsten Wanderungsgewinne von Personen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit aus Ländern Europas und Asiens auf. Während von 2004 bis 2013 die Russische Föderation, Polen und Rumänien die Länder mit den höchsten Wanderungsgewinnen waren, wurden von 2014 bis 2023 die höchsten Wanderungsgewinne aus Syrien und der Ukraine gezählt.
Bei der Rangfolge der häufigsten Auswanderungsländer der deutschen Bevölkerung aus Sachsen lassen sich dagegen konstante Verhaltensmuster feststellen. Über den gesamten Betrachtungszeitraum 2004 bis 2023 waren die europäischen Staaten Schweiz und Österreich die Hauptauswanderungsländer. In diesen 20 Jahren wiesen Deutsche gegenüber der Schweiz und Österreich eine negative Wanderungsbilanz von insgesamt 16.600 Personen auf. Außerhalb der europäischen Länder dominierten »klassische« Auswanderungsziele wie die Vereinigten Staaten, Kanada oder Australien.